Martin Graubner Jazz, 1955
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- Artikel-Nr.: 697
Instrument:
Martin Graubner war einer der anerkanntesten ostdeutschen Gitarrenbauer und am meisten für seine Graubner-Rex-Schlaggitarren bekannt. Er baute sowohl in eigenem Namen, als auch als Zulieferer für bekannte Handelshäuser wie Perlgold oder Herrnsdorf. Ende der fünfziger Jahre wurde auch er in die sozialistische Staatsproduktion „integriert“, unsere Gitarre stammt jedoch eindeutig aus der Zeit davor und dürfte um 1955 entstanden sein. Sie ist ein sehr typischer Vertreter des ostdeutschen, d.h. Markneukirchner Jazzgitarrenstils.
Material:
Massive Fichtendecke, Seiten und Boden aus Ahorn, der Boden aufwändig aus einem Stück. Siebenfach gesperrter Hals, d.h. aus sieben Streifen inkl. Kopfplatte längs verleimt: Außen Ahorn, innen Birnbaum und zwei dunkle Mahagonistreifen. Der Hals ist typisch mittels Stauffer-Legnani-System an den Korpus geschraubt und passt perfekt. Er hat ein Griffbrett aus Palisander mit cremeweißen Celluloideinlagen in sechs Bünden. Die Kopfplattenauflage besteht ebenfalls aus cremeweißem Celluloid und hat einen schwarzen Zierstreifen. Das Schlagbrett besteht aus schön marmoriertem Perloid, die Brücke aus schwarz gebeiztem Birnbaum. Rund um Korpus, Schalllöcher und Hals gibt es dicke, teils bis zu sechslagige Bindings. Dazu offene W.A.R.G.-Mechaniken und ein massiver Saitenhalter in der typischen ostdeutschen Lyra-Form.
Geschichte:
Die Gitarre gehörte zuerst einer jungen Frau, die sie aber Anfang der sechziger Jahre an ihre beste Freundin weitergab, die mit ihr semiprofessionell in einer Radeberger bzw. Langebrücker Band spielte, Stilrichtung waren deutsche und auch englische Schlager – sehr mutig in der damaligen DDR! In dieser Zeit wurden an der Gitarre einige Umbauten vorgenommen, u.a. das originale Schlagbrett entfernt und ein Halspickup mit Klinke in der unteren Taille montiert. Dieser fehlte allerdings bei Übernahme schon wieder und anstelle der Klinkenbuchse klaffte ein kleines Loch. Wie so häufig, änderten sich später die Prioritäten der Gitarristin und so stand die Graubner schließlich lange Jahre unbeachtet in einer Kammer herum. Leider viel zu trocken, deshalb erlitt die massive Decke einige Risse… Aus uns unbekannten Gründen fehlten zudem fünf der sechs Mechanikgriffe. In 2022 bot die Tochter der Dame uns die Graubner an und wir griffen gerne zu, denn so ein schönes Instrument gehört restauriert!
Restaurierungsarbeiten:
Als erstes verstauten wir die Gitarre für einige Wochen in unserem Lehmkeller, wo das knochentrockene Holz sich langsam wieder mit Feuchtigkeit anreichern konnte. Danach sah sie schon viel besser aus. Anschließend haben wir alle Deckenrisse professionell verleimt. Die Lackoberflächen wurden aufwändig poliert, die alten Löcher für DDR-Klinkenbuchse, Original-Schlagbrett, Halspickup usw. geschlossen und retuschiert. Bundstäbchen und Griffbrett wurden abgezogen und poliert bzw. geölt. Die Mechaniken haben wir zerlegt, gereinigt und neu geölt und dazu sechs passende Griffe aus unserem Sechziger-Jahre-Kirschnek-Bestand angebracht. Daher stammt auch das schöne Schlagbrett. Abschließend gab es noch einen Satz 11er Pyramid-Bronzesaiten und eine Grundeinstellung.
Aktueller Zustand:
Diese wunderschöne Graubner ist wirklich ein Hingucker. Der Gesamtauftritt in Braun- und Cognactönen, der schöne Farbverlauf, die gut sichtbare Holzmaserung und die perfekt dazu passenden cremeweißen Akzente verleihen ihr Eleganz. Natürlich sieht man etwas Patina, ein paar Spielspuren, die verleimten Deckenrisse – aber das ist nicht gravierend und insgesamt ist die Gitarre wieder völlig stabil und belastbar. Decke und Rücken sind leicht gebogen („bowed top and back“), auch dies ein typisches Baumerkmal der Schönbacher bzw. Markneukirchener Schule. Der Klang bietet altes Holz, ist warm, weich und dabei offen, schnell ansprechend und mit viel Nachhall. Dies ist ein schönes Sammlerstück aus ostdeutscher Produktion sowie ein erschwinglicher Player mit viel Vintage-Flair und allem, was eine frühe Nachkriegs-Schlaggitarre ausmacht.
Maße:
Länge über alles 106 cm; Länge Korpus 51 cm; Unterbug 38,5 cm, Taille 23,5 cm, Oberbug 29,5 cm; Zargenhöhe 7 cm am Hals, 8,8 cm an der Taille, 7,5 cm am Unterbug; Mensur 64 cm (Nullbund bis Steg); Breite Griffbrett am Nullbund 4,1 cm, am 12. Bund 5,1 cm; Gewicht 1.930 g; Saitenabstand 12. Bund 2-3 mm, verstellbar.
Kauf und Zahlung:
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